Gegen das Lichterlöschen – Kundgebung am 30. Januar 2018 auf dem Bundesplatz

Auf dem Bundesplatz in Bern fand am Dienstag, dem 30. Januar 2018, eine Solidaritätskundgebung gegen die No-Billag-Initiative statt. Rund 2000 Menschen demonstrierten gegen die zerstörerische und unsolidarische Initiative:

Betroffene Medienschaffende und Berufsverbände hatten gemeinsam zur Kundgebung aufgerufen. Die Kundgebung wurde live auf verschiedenen UNIKOM-Radios übertragen. Ausserdem solidarisierten sich die Streikenden der SDA mit den Radio- und Fernsehschaffenden.

Immer mehr Videos gegen die unsolidarische No-Billag-Initiative

Immer mehr Menschen wehren sich mit kreativen Mitteln gegen die extremistische No-Billag-Initiative, die tödlich für das vielfältige Medienschaffen, für das Schweizer Kulturschaffen, den Breitensport und die freie Meinungsäusserung ist. nonobillag.rhaps.com hat eine Serie von Clips zusammengestellt:

Und hier zwei schöne Geschichten vom Berufsverband der professionellen Animationsfilmschaffenden:

Wie sähe ein Schweiz ohne Service public aus – Filmschaffende gegen No-Billag

Ohne Billag, keine SRG. Ohne SRG, keine Schweizer Filme. Die Schweizer Filmschaffenden kämpfen mit Kino-Spots gegen die Initiative «JA zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren». Rund 50 Filmschaffende, Schauspielerinnen und Schausspieler haben drei Kino-Spots produziert:

Geschrieben und Regie geführt hat der Filmemacher Martin Guggisberg. Radio RaBe hat mit ihm gesprochen:

Das Making-of der drei Filme:

Lokalsender sagen NEIN zu No-Billag

Sowohl die nicht-kommerziellen als auch alle kommerziellen Radios und Fernsehstationen sagen NEIN zu No-Billag. Die 34 gebührenfinanzierten Sender würden ihre Konzessionen und ihre Gebührenanteile verlieren. Auch die werbefinanzierten Lokalradios würden kaum vom No-Billag-Medienmassaker profitieren, sondern würden wohl unter den neuen Gegebenheiten ebenfalls aus dem Markt gedrängt.

An der Medienkonferenz der Privatsender am 12. Januar 2018 erklärten die Privatsender die Gründe, warum ein JA zu No-Billag bei den meisten Sender den Sendeschluss bedeuten würde:

  1. Im kleinen Land Schweiz hat es nur wenig Platz für Lokalsender. Ein einziges Lokalfernsehen und eine Handvoll Lokalradios können in den grossen urbanen Zentren ohne Gebührenanteile und nur mit Werbung überleben. Die anderen sind auf Gebührenanteile angewiesen, wenn sie ein Informationsangebot liefern wollen. Einige von ihnen haben neben Gebühren auch Werbung, andere verzichten ganz darauf. Kommt hinzu, der kleine Werbemarkt schrumpft laufend, weil immer mehr Werbegelder zu Facebook, Google etc. abfliessen. Auch nach einem JA zu No-Billag wird dieser Markt nicht grösser, sondern höchstwahrscheinlich noch enger, weil dann noch mehr Sender um Anteile kämpfen.
  2. Pay-TV funktioniert bei Sport, Spielfilmen, Serien und Sex-Angeboten. Sämtliche gebührenfinanzierten Sender investieren die Gebührengelder in Information. Informationssendungen können nicht per Radio- oder TV-Abonnement finanziert werden. Ein entsprechender Versuch im Wallis ist gescheitert. Für Informationen – ausser bei Zeitungen – ist kaum jemand bereit, zusätzlich zu zahlen.
  3. Früher – als die Sender noch keine Gebührenanteile erhielten – war die Situation nicht viel besser. Viele Privatsender wurden von grossen Verlagen, die noch Radio und Fernsehen betreiben wollten, quersubventioniert. Da sich das kommerzielle Umfeld völlig verändert hat, können sich die Verlage diese Quersubventionierung nicht mehr leisten. Neue Einnahmequellen, wie zum Beispiel zusätzliches Sponsoring, wären bei gewissen Sendern möglich, würde aber bedeuten, dass massiv mehr in die personelle Infrastruktur investiert werden müsste. Das ist nicht möglich, wenn die Sender nach Abschaffung des Gebührensplitting zu Sparmassnahmen gezwungen werden.
  4. Die No-Billag-Initiative will die Versteigerung von Sendelizenzen (Konzessionen) einführen. Die Meistbietenden gewinnen. Die meisten privaten Sender kalkulieren heute schon sehr knapp. Sie könnten nicht mit grossen Investoren mithalten, die sich bei solchen Versteigerungen beteiligen würden. Das heisst, die meisten Sender würden ihr Recht, zu senden, verlieren.
  5. Neben den gebührenfinanzierten Sendern profitieren auch rein werbefinanzierte Sender von Subventionen des Bundes: Technologieförderung, Ausbildung, Marktforschung u.a. Da die No-Billag ein striktes Subventionsverbot erlässt, würden diese Subventionen verschwinden. Eine neue Subventionierung über Kantone und Gemeinden ist ebenfalls illusorisch. Im Moment fehlen den meisten Kantonen und Gemeinden die Finanzen. Sie haben angekündigt, dass sie nicht in die Bresche springen können.

Sämtliche Verbände der Privatsender-Branche (UNIKOM, Telesuisse, vsp und RRR) sagen NEIN zu No-Billag:

Radio Bern hat über die Konsequenzen mit Lukas Weiss, dem Präsidenten der Union nicht-kommerzorientierter Lokalradios UNIKOM gesprochen:

Und hier noch ein Interview von Radio Corax Halle mit Lukas Weiss:

Der Plan B, der kein Plan ist…

Der Schweizerische Gewerbeverband ist der einzige grössere Verband in der Schweiz, der sich offen für ein JA zu No-Billag ausspricht, und sogar behauptet, er habe einen Plan B für die gebührenfinanzierten Medien. Am 9. Januar 2018 hat er diesen Plan den Medien vorgestellt.

Der Plan B will mit folgenden Inhalten punkten:

  1. Die SRG könne dank mehr TV-Werbung und neuerdings dank Radio- und Online-Werbung 140 Mio. Franken mehr verdienen.
  2. Die SRG könne Pay-Sender einrichten für ihre Programme, z.B. ein «Echo der Zeit» und eine «Tagesschau» gegen Bezahlung.
  3. Die SRG könne vom Bund rund 300 Mio. Franken Subventionen abholen für einzelne Sendungen, die Service public betrieben, z.B. Kulturfördergelder.
  4. Auch die 34 anderen gebührenfinanzierten Privatsender könnten dank diesen neuen Einkünften überleben.

Warum funktioniert dieser Plan B nicht?

  1. Die Werbe-Einnahmen in der Medienbranche sind insgesamt stark rückläufig. Von Online-Werbung profitieren heute vor allem Konzerne im Silicon Valley (USA), wie Google oder Facebook. Es ist zwar möglich, das die SRG mit Radio und Online zusätzlich Geld verdienen kann. Das geht aber nur auf Kosten der anderen werbefinanzierten Anbieter – mit anderen Worten, dieser Teil des Plans B würde die meisten anderen Medienunternehmungen – auch nicht gebührenfinanzierte – in den Ruin treiben. Kommt hinzu, Mehreinnahmen bei einem abgespeckten Programm sind völlig illusorisch.
  2. Pay-Sender funktionieren heute nur im TV-Bereich. Anbieter von Spielfilmen, Serien und Sportsendungen funktionieren nur dann einigermassen, wenn sie einen internationalen Markt bedienen können. Ein Schweizer Nachrichten-Radioprogramm hat kaum eine Chance, überhaupt Kundschaft zu finden und es wäre nur für einen kleinen (reichen) Teil der Bevölkerung erschwinglich. Es gibt kein Beispiel auf der Welt, das dies widerlegt.
  3. Die No-Billag-Initiative verbietet ausdrücklich, dass der Bund einen Radiosender oder eine Fernsehstation subventioniert. Erlaubt sind nur amtliche Meldungen. Eine unabhängige Berichterstattung zu politischen, kulturellen oder sportlichen Ereignissen dürfte nicht subventioniert werden.
  4. Die 34 gebührenfinanzierten Privatsender sind viel zu klein, um in einem komplett liberalisierten Werbemarkt mit zu machen oder ein Pay-Angebot lukrativ zu vermarkten. Auch sie dürfen laut Initiativtext keine Subventionen vom Bund erhalten.

Der Plan B des Gewerbeverbandes ist ein Plan «Blödsinn», hat weder Hände noch Füsse und wurde offenbar von Menschen verfasst, die vom Mediengeschäft keine Ahnung haben. Ein guter Grund mehr, NEIN zu No-Billag zu sagen.

Hier noch ein Radiokommentar zur Gewerbeverband-Medienkonferenz von Radio Bern:

No-Billag gefährdet Informationssystem in Katastrophenfällen

«Die Schweiz betreibt in Friedenszeiten keine eigenen Fernseh- und Radiostationen.» Diesen Satz in der No-Billag-Initiative hat der Schweizerische Bevölkerungsschutz dick angestrichen. Warum? Heutzutage ist das nationale Informationssystem in Katastrophenfällen sehr eng mit der Schweizer Radio und Fernsehgesellschaft SRG verknüpft. Sprich, wird die No Billag-Initiative am 4. März 2018 angenommen, muss sich der Bevölkerungsschutz nach einem neuen Partner umsehen. Radio-RaBe-Redaktorin Wilma Rall hat darüber mit Kurt Münger vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS gesprochen: