Der Plan B, der kein Plan ist…

Der Schweizerische Gewerbeverband ist der einzige grössere Verband in der Schweiz, der sich offen für ein JA zu No-Billag ausspricht, und sogar behauptet, er habe einen Plan B für die gebührenfinanzierten Medien. Am 9. Januar 2018 hat er diesen Plan den Medien vorgestellt.

Der Plan B will mit folgenden Inhalten punkten:

  1. Die SRG könne dank mehr TV-Werbung und neuerdings dank Radio- und Online-Werbung 140 Mio. Franken mehr verdienen.
  2. Die SRG könne Pay-Sender einrichten für ihre Programme, z.B. ein «Echo der Zeit» und eine «Tagesschau» gegen Bezahlung.
  3. Die SRG könne vom Bund rund 300 Mio. Franken Subventionen abholen für einzelne Sendungen, die Service public betrieben, z.B. Kulturfördergelder.
  4. Auch die 34 anderen gebührenfinanzierten Privatsender könnten dank diesen neuen Einkünften überleben.

Warum funktioniert dieser Plan B nicht?

  1. Die Werbe-Einnahmen in der Medienbranche sind insgesamt stark rückläufig. Von Online-Werbung profitieren heute vor allem Konzerne im Silicon Valley (USA), wie Google oder Facebook. Es ist zwar möglich, das die SRG mit Radio und Online zusätzlich Geld verdienen kann. Das geht aber nur auf Kosten der anderen werbefinanzierten Anbieter – mit anderen Worten, dieser Teil des Plans B würde die meisten anderen Medienunternehmungen – auch nicht gebührenfinanzierte – in den Ruin treiben. Kommt hinzu, Mehreinnahmen bei einem abgespeckten Programm sind völlig illusorisch.
  2. Pay-Sender funktionieren heute nur im TV-Bereich. Anbieter von Spielfilmen, Serien und Sportsendungen funktionieren nur dann einigermassen, wenn sie einen internationalen Markt bedienen können. Ein Schweizer Nachrichten-Radioprogramm hat kaum eine Chance, überhaupt Kundschaft zu finden und es wäre nur für einen kleinen (reichen) Teil der Bevölkerung erschwinglich. Es gibt kein Beispiel auf der Welt, das dies widerlegt.
  3. Die No-Billag-Initiative verbietet ausdrücklich, dass der Bund einen Radiosender oder eine Fernsehstation subventioniert. Erlaubt sind nur amtliche Meldungen. Eine unabhängige Berichterstattung zu politischen, kulturellen oder sportlichen Ereignissen dürfte nicht subventioniert werden.
  4. Die 34 gebührenfinanzierten Privatsender sind viel zu klein, um in einem komplett liberalisierten Werbemarkt mit zu machen oder ein Pay-Angebot lukrativ zu vermarkten. Auch sie dürfen laut Initiativtext keine Subventionen vom Bund erhalten.

Der Plan B des Gewerbeverbandes ist ein Plan «Blödsinn», hat weder Hände noch Füsse und wurde offenbar von Menschen verfasst, die vom Mediengeschäft keine Ahnung haben. Ein guter Grund mehr, NEIN zu No-Billag zu sagen.

Hier noch ein Radiokommentar zur Gewerbeverband-Medienkonferenz von Radio Bern:

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.